Das Akustikusneurinom - ein Tumor mit Folgen

Eine der schlimmsten Ängste von Patienten ist die Aussage: "Sie haben einen Tumor." Sofort beginnt das Kopfkino einen Film abzuspielen und erinnert sich an Chemotherapie, Metastasen und befürchtet den baldigen, eigenen Tot. Doch ist ein Akustikusneurinom kein bösartiger Krebs, der Metastasen streut und weitere Geschwüre wachsen lässt. Dennoch darf er, immerhin ein Tumor im Inneren des Schädels, keinesfalls bagatellisiert werden. Denn unbehandelt kann das Akustikusneurinom zwar langsam, jedoch stetig wachsen und eine Vielzahl schmerzhafter oder einschränkender Symptome hervorrufen.

Eine erste Übersicht - das Akustikusneurinom

Das Akustikusneurinom ist ein intrakranieller, gutartiger Tumor. Trotz des Namens ist das Akustikusneurinom kein Krebsgeschwür und bildet dementsprechend keine Metastasen aus. Alternative systematische Bezeichnungen vom Akustikusneurinom (AKN oder auch AN) sind das Vestibularisschwannom oder der Kleinhirnbrückenwinkeltumor. Der Tumor bildet sich an den Schwann'schen Zellen des Nervus vestibulocochlearis, dem VIII. Hirnnerv. Das Akustikusneurinom, in histologischen Präparaten als Fibrillenbündel erkennbar, wächst meistens erst im Inneren des Gehörgangs (intrameatales Akustikusneurinom). Bei zunehmender Größenentwicklung kann es bis in den Kleinhirnbrückenwinkel vorstoßen (extrameatales Akustikusneurinom).

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Die Hirnnerven und das Akustikusneurinom

Der VIII. Hirnnerv (N. vestibulocochlearis) führt von der Cochlea ausgehend durch den knöchernen Gehörgang und dem Kleinhirnbrückenwinkel bis zum Stammhirn. Er ist ein sogenannter Zwillingsnerv, der aus dem Nervus chochlearis, also dem Hörnerv, und dem Nervus vestibluaris, dem Gleichgewichtsnerv, zusammengesetzt ist. Beide Nervenfasern nehmen den gleichen Weg durchs Gehirn und liegen direkt aneinander an. Das Akustikusneurinom bildet sich überwiegend am vestibulären Gleichgewichtsnerv. Aufgrund der Größenentwicklung ist im engen, knöchernen Gehörgang jedoch häufig Hörnerv und der naheliegende VII. Gesichtsnerv (Nervus facialis) in seiner Funktion beeinträchtigt.

Die Häufigkeit vom Akustikusneurinom

Das Akustikusneurinom ist ein sehr häufiger Hirntumor, der bis zu 10 % aller diagnostizierten Wucherungen innerhalb des Schädels ausmacht. Es wird angenommen, dass sich der sehr langsam wachsende Tumor über mehrere Jahrzehnte entwickelt bis er Symptome bei Ihnen hervorruft und entdeckt wird. Daher tritt er überwiegend nur in der zweiten Lebenshälfte auf. Ein gehäuftes Erscheinen ist bei Neurofibromatosen, dem Recklinghausen Syndrom, zu verzeichnen. Während ohne diese genetisch, autosomal-dominant vererbte Erkrankung das Akustikusneurinom fast ausschließlich einseitig auftritt, leiden Betroffene der Neurofibromatose Typ 2 häufig unter einem beidseitigen Akustikusneurinom.

Die Symptome - das Akustikusneurinom bleibt lange unerkannt

Obwohl das Akustikusneurinom im bzw. am Nervus vestibularis gelegen ist, treten Schwindelgefühle nur selten oder im Spätstadium auf. Die langsame Wachstumsgeschwindigkeit ermöglicht es dem Gehirn, die schrittweise Reduktion des Gleichgewichtsnervs durch den zweiten Nervus vestibularis auszugleichen. Wenn Schwindelgefühle auftreten, werden diese als Schwank- oder Drehschwindel klassifiziert und gehen häufig mit einer Gangunsicherheit einher. Daher betreffen primäre Symptome vor allem den Gehörnerv. Häufig wiederkehrende Hörstürze, die eine Minderung der Hörfähigkeit mit sich führen, eine langsame Reduktion der Schallsensibilität oder Ohrgeräusche sind eine häufige Symptomatik. Nicht jedes Symptom tritt bei jedem Patienten auf und auch die Abfolge ist nicht klar definiert. Typisch ist eine schrittweise, erst spät bemerkte Minderung des Hörvermögens von hohen Frequenzen über 1.000 Hz. Ein sich bildender Tinnitus ist vor allem als hochfrequenter Ton oder Zischen wahrnehmbar. Beides ist symptomatisch durch ein geeignetes Hörgerät (https://www.einfacher-hoeren.de/) behandelbar.

Großes Akustikusneurinom - große Probleme

Mit zunehmendem Wachstum verursacht das Akustikusneurinom weitere Symptome. Es engt nicht mehr nur die Hör- und Gleichgewichtsnerven ein, sondern wächst in den Kleinhirnbrückenwinkel wobei weitere Nerven eingeengt werden können. Darunter der Gesichtsnerv, was zu einer teilweisen Lähmung des Gesichts, Facialisparese, und der Zunge führen kann. Außerdem bildet sich nicht selten das Hitselberger-Zeichen aus. Dabei ist der äußere Gehörgang betäubt und eine Reizung durch den Arzt führt nicht länger zum Reflexhusten. Die Symptomatik entsteht, wenn das Akustikusneurinom in den Kleinhirnbrückenwinkel vordringt und dort den Ramus auricularis nervi vagi einengt. Seltener, da tiefer im Kleinhirn liegend, wird der V., IX und X. Gehirnnerv beeinträchtigt. Unbehandelt kann das Akustikusneurinom eine Größe einnehmen, die lebensbedrohlich wird. Klein- und Stammhirn werden komprimiert und der Abfluss des Liquors behindert. Neben Kopfschmerzen, Übelkeit, Seh- und Bewusstseinsstörungen ist auch die Herz-Kreislauffunktion durch den erhöhten Druck auf das Stammhirn beeinflusst.

Das Akustikusneurinom erkennen - die medizinischen Möglichkeiten

Bei Symptomen, die auf ein Akustikusneurinom hindeuten, kann der Arzt verschiedene Tests durchführen. Eine hundertprozentige Diagnose ist jedoch nur durch ein MRT möglich. Auch das CT kann nur Veränderungen im Gehörgang nachweisen, nicht das Akustikusneurinom selbst. Daher werden durch das CT besonders kleinere Tumore nicht erkannt.

Die Anamnese und erste Hörtests

Ein umsichtiger Arzt befragt bei der Anamnese seinen Patienten bei mehreren gleichzeitig auftretenden Symptomen nach typischen weniger auffallenden Anzeichen für das Akustikusneurinom. Überwiegend bemerkt der Patient seine Gleichgewichtsstörungen nicht oder bagatellisiert sie. Werden eindeutige Symptome beschrieben, ist ein MRT unumgänglich. Um das Akustikusneurinom jedoch von anderen Hör- und Gleichgewichtserkrankungen abzugrenzen, werden im Vorfeld andere Tests durchgeführt. Tinnitus, Hörminderungen und Hörstürze werden durch ein Audiogramm klassifiziert. Dabei werden dem Patienten über einen Kopfhörer verschiedene Töne vorgespielt. Aus dem entstehenden Audiogramm kann der HNO erkennen, ob es sich um ein Akustikusneurinom handelt.

Das MRT - 100% -ige Sicherheit

Das MRT (Magnetresonanztomographie) ist eine schmerzfreie Untersuchungsmethode. Sie liegen auf dem Rücken und werden in eine sogenannte "Röhre" gefahren. Ganz ohne Röntgenstrahlung entsteht nur durch ein starkes Magnetfeld ein hochauflösendes Bild. Das Gehirn wird auf dem Computerbildschirm in mehreren Schichten dargestellt. Dieses zeigt nicht nur ob ein Akustikusneurinom vorliegt, sondern auch wie groß es ist. Des weiteren erfährt der behandelnde Arzt wichtige Informationen für die weiteren Therapieverfahren.

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Die Therapieverfahren - der Kampf gegen das Akustikusneurinom

Allen Tumoren gemein ist, dass eine frühe Diagnose zu einer verbesserten Behandlung führt. Nicht nur, dass angrenzende Hirnregionen durch ein unentdecktes Akustikusneurinom gequetscht und schlechter mit Blut versorgt werden, ein großer Tumor ist schwerer zu operieren. Beim invasiven Eingriff steigt die Gefahr, Kleinhirn oder Nerven zu verletzen. Ein kleines Akustikusneurinom ist hingegen durch eine scharfe Abgrenzung gekennzeichnet, die es dem Operateur leicht macht, es zu entfernen.

"Wait-and-Scan-Strategie" - eine kurze Zeit durchaus möglich

Wie bereits erwähnt, bedarf ein Akustikusneurinom unbedingt einer wirkungsvollen Behandlung. Dennoch gibt es Situationen, die es rechtfertigen, erst einige Zeit verstreichen zu lassen. Die persönlichen Lebensumstände z.B. durch Familie oder Schwangerschaft können es erforderlich machen, den Behandlungsbeginn zu verschieben. Dennoch sollte die Behandlung frühestmöglich beginnen.

Die Bestrahlung - das Akustikusneurinom am Wachstum hindern

Die Behandlung des Akustikusneurinoms mittels Bestrahlung kommt nur für kleine Tumore in Frage. Sobald diese eine Größe von über 3 cm erreicht haben, bzw. wenn das Akustikusneurinom bereits in den Kleinhirnbrückenwinkel vorgedrungen ist, bleibt eine Operation unumgänglich. Kleine Tumore können durch die Bestrahlung jedoch am Wachstum gehindert werden. Die individuelle Behandlungsmethode ist dabei abhängig von der Größe und nicht zuletzt der Lage des Tumors. Die gesamte Strahlendosis kann in Form der Radiochirurgie auf einmal auf das Akustikusneurinom oder in der fraktionierten Bestrahlung in kleineren Dosen bei mehreren Sitzungen einwirken. Die zweite Form gilt in der Regel als die schonendere Behandlung.

Die Operation - vollkommene Entfernung des Tumors

Eine Operation im Gehirn ist Dank der modernen Medizin heute wesentlich erfolgversprechender als noch vor wenigen Jahren. Durch ein Endoskop und mithilfe des Operationsmikroskops können Neurooder HNO-Chirurgen das Akustikusneurinom entfernen, ohne angrenzende Hirnnerven zu durchtrennen. Dafür ist während der Operation das intraoperative Neuromonitoring essentiell, wobei die Nerven auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft werden, bevor der Tumor entfernt wird.

 

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