Hörgerät und Piercing - ist das möglich?
Rund 9 Prozent aller Menschen unter 39 Jahren sind von Schwerhörigkeit betroffen. Wenn Sie schlecht hören und nicht auf Ihren Ohrschmuck in Form von Piercings verzichten möchten, ist dieser Artikel ein guter Ratgeber mit hilfreichen Tipps und Möglichkeiten. Generell spricht nichts gegen ein Piercing wenn Sie ein Hörgerät benötigen. Allerdings kommt es darauf an, wo das Piercing sitzt und ob es beim Einsetzen des Hörgeräts im Wege ist. Die Art des Piercings entscheidet über die Kompatibilität mit dem Hörgerät. Entfernt werden muss der Ohrschmuck nur dann, wenn er dem Hörgerät im Weg ist und somit eine fachmännische Verbringung der Hörunterstützung entgegensteht. Dabei geht es nicht um die Art des Ohrschmuckes, sondern ausschließlich um seine Position im Ohr. Da ein Piercing ebenso wie eine Tätowierung in der heutigen Zeit ein Signum der Individualität und eigenen Persönlichkeit ist, betrifft diese Frage sehr viele Menschen die bisher auf ein Hörgerät verzichtet haben.
Welche Piercing-Arten mit Hörgerät getragen werden können
Sie dürfen erleichtert sein, wenn Sie ein Lobe oder Outer Conch Piercing tragen, sich für Industrial Ohrschmuck oder ein Rock Piercing entschieden haben. Denn aufgrund der Stichkanäle und Verbringung der Piercings in Ihrem Ohr kommen diese überhaupt nicht mit dem Hörgerät in Berührung und stellen somit kein Hindernis dar. Beim Lobe Piercing wird das Ohrläppchen geweitet oder ausgestanzt, während das Hörgerät darüber sitzt und mit dem Piercing selbst nicht in Berührung kommt. Outer Conches befinden sich in der äußeren Ohrmuschel und können ebenfalls ohne direkten Kontakt mit einem Hörgerät getragen werden. Beim Industrial Piercing entscheidet die Länge, ob es zum Hörgerät passt oder eventuell versetzt werden muss. Ein Stichkanal im oberen Drittel des Knorpels steht dem Einsatz eines Hörgeräts nicht entgegen und lässt sich somit problemlos mit der Hörunterstützung kombinieren. Das Rock Piercing sitzt im äußeren Teil des Ohrknorpels oberhalb der inneren Ohrmuschel. Auch dieser Ohrschmuck kommt dementsprechend nicht mit dem Hörgerät in Kontakt und stellt kein Hindernis dar.
Nicht jedes Piercing passt zum Hörgerät
Bei einigen Piercings sollten Sie bei Notwendigkeit eines Hörgeräts über die Entfernung nachdenken. Zum Beispiel sitzt das Tragus Piercing am kleinen verdickten Knorpelstück am Gehöreingang, so dass es beim Einsetzen und Entfernen der Ohrstücke zum Problem werden und hängenbleiben kann. Auch ein Snug Piercing in der inneren Knorpelauswölbung der Ohrmuschel lässt sich nicht gemeinsam mit einem Hörgerät tragen. Ebenso klappt es mit dem Hörgerät und einem Anti-Helix Piercing aufgrund der ungünstigen Position im Ohr nicht. Durch den nahen Sitz des Piercings an der Ohrkante kommt es mit dem Hörschlauch in Kontakt und könnte zu Übertragungsstörungen oder einer Beschädigung des Schlauches führen. Gleiches gilt für einige Helix Piercings, vor allem wenn sich diese im Bereich des Hörgeräts befinden. Bei der Anprobe vom Hörgerät finden Sie heraus, ob Ihr Piercing stört und versetzt werden sollte, oder ob Sie es in Kombination mit dem Hörgerät ganz ohne Probleme und Einschränkungen im Ohr belassen können.
Schwerhörigkeit ist kein Problem ab 60
In der Vergangenheit stellte sich die Frage nach der Kompatibilität von Piercing und Hörgerät nicht. Dies lag in erster Linie daran, dass das Piercing vor allem der jüngeren Gesellschaftsschicht und das Hörgerät den älteren Bürgern vorbehalten war. Seitdem Piercings ein unvergänglicher Trend und ein Zeichen der Personalisierung des eigenen Lifestyles ist, hat sich die Perspektive verschoben und diese Frage aufkommen lassen. Immerhin tragen 7 Prozent aller Menschen über 40 Jahren ein Piercing und 9 Prozent aller Menschen unter 39 Jahren leiden an Schwerhörigkeit. Hier kommt eine Überschneidung zustande, die Gedanken zum Piercing und einem Hörgerät im Ohr aufwirft. Das nur wenige jüngere Menschen ein Hörgerät tragen liegt daran, dass der Gedanke an eine Hörschwäche noch immer mit dem Alter in Verbindung gebracht und in den Lebensabend verschoben wird. Doch die Realität sieht leider anders aus und es ist in der heutigen Zeit keine Seltenheit, das junge Menschen ein Hörgerät benötigen und dabei nicht auf ihr Piercing im Ohr verzichten möchten.
Ein Piercing ALS Hörgerät - kreative Designidee?
Seit einiger Zeit gibt es eine brandneue und durchaus kreative Idee, die vor allem für junge Menschen interessant ist. Ein Lobe Piercing gehört zu den aktuell am weitesten verbreiteten Ohrpiercings. Es wird von Männern wie Frauen gleichermaßen getragen und in unterschiedlicher Größe gedehnt. Innovative Designer haben eine Verbindung zwischen dem Hörgerät und einem Lobe Piercing geschaffen, bei der das Piercing selbst als Basis für das Hörgerät dient und mit dem Ohrstück verbunden ist. Unterschiedliche Designs beim Lobe Piercing lassen den individuellen Ohrschmuck zu einem Blickfang werden und ihn auf den ersten Blick gar nicht als Hörgerät erkennen. Diese Idee der Designer eignet sich vor allem für jüngere Menschen, die sich für eine Gehörschwäche schämen und daher bisher auf ein Hörgerät verzichtet haben. Die Alternative für junge Leute können Sie sowohl in Form klassischer Tunnel wie auch als Plugs wählen und sich ganz einfach für ein Hörgerät im garantiert individuellen Design und voller Funktionalität entscheiden.
Gut hören trotz trendigem Ohrschmuck
Hören ist Lebensqualität und ein wichtiger Sinn, der Ihnen den Alltag erleichtert und Sie vor Gefahren schützt. Wenn Sie vor der Entscheidung zum Hörgerät und gegen ein Piercing stehen, sollten Sie nicht lange überlegen und sich in jedem Fall für Ihre Sicherheit und somit für das Hörgerät entscheiden. Auf den individuellen Ohrschmuck müssen Sie nicht verzichten. Auch wenn Sie ein Piercing an einer zum Hörgerät nicht passenden Stelle im Ohr haben, könnten Sie alternativ über ein neues Piercing nachdenken und sich für ein Areal des Ohres entscheiden, bei dem das Piercing kein Hindernis für den Einsatz von Hörgeräten darstellt. Die oben aufgeführten Piercing Arten eignen sich problemlos für Hörgerät-Träger und geben Ihnen die Chance, den modernen Lifestyle mit der Notwendigkeit zu verbinden und nicht aus der Liebe zu Ihrem Ohrschmuck auf optimales Hören zu verzichten.
Zahlreiche Piercings sind "hörgerät-geeignet"
Ob Sie sich für ein kleines und an entsprechender Stelle angebrachtes Piercing im Ohr entscheiden oder den neuen Trend vom Piercing-Hörgerät aufgreifen, obliegt allein Ihrer Vorstellung von modischen Accessoires. Haben Sie sich bereits für ein Lobe Piercing entschieden, kann die Kombination aus Ohrschmuck und Hörgerät eine praktische und trendige Lösung für Sie sein. Alle weiteren zum Hörgerät passenden Piercings erkennen Sie daran, dass diese sich nicht unmittelbar in der Nähe des Gehörganges befinden. Bei der Anprobe Ihres Hörgeräts bemerken Sie umgehend, ob ein Piercing beim Einsatz stört oder ob das Hörgerät problemlos ins Ohr eingebracht werden kann. Planen Sie trotz Hörgerät ein neues Piercing, nehmen Sie das Gerät zur Entscheidung für die richtige Piercing-Position mit.
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